Print this page
Donnerstag, 11 Oktober 2018 23:28

All-Terrain-Bereifung

Written by
Rate this item
(11 votes)

Über die Einsatzzwecke verschiedener Geländewagen-Reifen haben wir ja schon gesprochen. In diesem Artikel soll es um die Alleskönner unter den Geländwagen-Reifen, den All-Terrain-Reifen, gehen, speziell um einen der bekanntesten Vertreter, den BF Goodrich.

profil goodrich alt 2Grundsätzlich wollen ja viele Pickupfahrer gleich nach dem Kauf die fein profilierte Serienbereifung verkaufen und umrüsten auf grobere, robustere und für jeden Einsatzzweck geeignete AT-Bereifung. Die Auswahl und die zur Verfügung stehenden Größen ist vielfältig: Fast jeder Reifen-Hersteller hat einen AT-Reifen im Angebot, je nach Einsatzzweck grober oder feiner profiliert. Die bekanntesten Vertreter der Szene sind der Goodyear Wrangler, der Yokohama Geolander, der Cooper Discoverer, der Bridgestone Dueler oder der General Grabber, um nur mal die bekanntesten zu nennen. Der Einsatzzweck reicht je nach Marke von 30:70 % Gelände/Straße über 40:60 % bis hin zu 50:50 %.

Von all diesen All-Terrain-Reifen ist der wohl bekannteste in der Szene ohne Zweifel der BF Goodrich. Da gerade er immer wieder in Foren und in Facebook-Gruppen kontroverse Diskussionen auslöst, möchte ich als bekennender und langjähriger Fahrer dieses Reifens ein paar Zeilen über ihn verlieren. Und dabei sowohl Vor- als auch Nachteile beleuchten, die ich mir so in fast 25 Jahren mit diesem Reifen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren habe!

dsc 0061Irgendwann fragt man sich mal, welcher Reifen ist für mich der richtige? Was möchte ich machen mit diesem Reifen, wohin soll er mich bringen? Die meisten von uns werden genau wie ich auch überwiegend auf der Straße fahren, aber auch mal auf unbefestigten Wegen, werden auf Reisen in Länder gehen, die nicht mit durchgehendem Asphaltband aufwarten können oder ihren Pickup auch mal richtig offroad bewegen, z.B. in einem Offroadpark. Geht man auf Messen, Fahrzeugausstellungen oder fährt auf Szene-Treffen, fällt der hohe Anteil des BF Goodrich auf. Viele Umrüster in der Allradszene statten ihre umgebauten Geländewagen mit dem AT-Reifen dieses Herstellers aus – das wird einen Grund haben. Das war vor über 20 Jahren schon so und ist auch heute noch so.

Grund genug, sich diesen Alleskönner mal ein bißchen genauer anzuschauen! Mit erfunden von einem gewissen Benjamin Franklin Goodrich, einem amerikanischen Industriellen, der das Unternehmen 1870 gründete – natürlich nicht mit der heutigen Optik. In der neuesten Generation heißt der AT-Reifen nun KO2, hat im Gegensatz zum Vorgänger ein zusätzliches Seitenprofil und soll in fast allen Bereichen noch bessere Leistungen vollbringen. So hat der aktuelle auch noch mal um 20% robustere Flanken. AT heißt ja All Terrain, was wiederum bedeutet, daß der Reifen auf jedem Untergrund überzeugen soll: Schnee, Regen, Straße, Gelände, Sand, Matsch und Schlamm. Um auf jedem Terrain überzeugende Leistungen abzuliefern, müssen die Reifen-Fabrikanten tief in die Trickkiste greifen. Gleich mal vorweg: Einen Reifen, der auf jedem Terrain herausragende Leistungen vollbringt, gibt es natürlich nicht. Aber es wird der beste Kompromiß gesucht, um zufriedenstellende Ergebnisse zu liefern.

 

100 0293Nach nunmehr 25 Jahren mit diesem Reifen denke ich, daß ich die Vor- und Nachteile des Goodrich schon ein wenig kenne, und diese Erfahrung möchte ich mal niederschreiben. Groß geändert hat sich das Design rein äußerlich in den ganzen Jahren nicht. Die Technologie ist natürlich nicht stehengeblieben, was man als Laie nicht sieht. Den gravierendsten Unterschied macht seit der Einführung des KO2 das Seitenprofil, das ihm noch mehr Vortrieb geben soll. Erst mal sieht man natürlich die Optik. Und da ist der Einsatzzweck vom Hersteller mit 50:50 % Gelände/Straße angegeben. Also schon eine geländeorientierte Optik, die alleine wohl schon deshalb viele zu diesem Reifen greifen läßt. Natürlich sollte beim Kauf eines Reifens nicht alleine die Optik entscheiden, auch klar. Der Goodrich verfügt über eine dreilagige Karkasse, die ihn gut gegen Beschädigungen von der Seite schützt. Spitze Steine oder Wurzeln können ihm so schnell nichts anhaben. Durch das relativ grobe Profil wühlt er sich gut durch die Botanik, solange der Untergrund nicht bodenlos wird. Dann setzt das Profil zu und der Vortrieb endet. Wer das öfter macht oder machen muß, sollte zu einem MT-Reifen greifen. In den allermeisten Fällen kommt man mit ihm aber gut zurecht, mich hat er selten hängen-, oder besser gesagt, steckenlassen.

Oft stellt sich die Frage, AT´s im Winter? Nach den langen Jahren mit diesem Reifen auf verschiedenen Geländewagenkonzepten sowie Pickups bin ich bis jetzt noch gut durch jeden Winter gekommen! Natürlich mit dem Wissen im Hinterkopf, daß ich eben keinen 100%igen Winterreifen fahre! Mit etwas zurückhaltender Fahrweise und eingelegtem Allrad läuft er gut auf schneebedeckten Fahrbahnen. In tieferem, losem Schnee kann er mehr überzeugen als ein echter Winterreifen, das haben wir schon ein paarmal getestet. Der Bremsweg ist dabei natürlich etwas länger als bei einem reinen Winterreifen. Grundsätzlich kann man sagen, wie jeder andere Reifen härtet auch er mit der Zeit aus, was ihm einerseits lange Lebensdauer beschert, andererseits aber auch ab dem vierten Wintereinsatz mit Vorsicht genießen läßt. Am besten, man fährt ihn 3 Winter und wechselt dann auf einen neuen Satz oder fährt diesen zumindest nur noch in der wärmeren Jahreszeit. M+S-Kennzeichnung hat er natürlich wie seine Kollegen, das  Berg- und Schneeflockensymbol auch wieder, nachdem es eine ganze zeitlang nicht verfügbar war.

profil goodrich alt 1Durch sein hohes Gewicht ist er in Verbindung mit einigen Felgen manchmal etwas schwerer zu wuchten als andere, ein guter Monteur kriegt das aber in den Griff. Ist er perfekt gewuchtet, läuft er ruhig auf der Straße. Durch sein groberes Profil ist er natürlich etwas lauter als einige seiner Mitbewerber, störend ist das jedoch nicht sonderlich.

Bei Regen neigt er besonders bei höherer Laufleistung und/oder Alters ab und zu zum Ausbrechen, was aber aufgrund seines Profils auch nicht anders zu erwarten ist. Fährt man viel auf Schotterwegen, ist er schon ein Steinesammler – diese bleiben im Profil hängen und werden auf befestigten Wegen und höheren Geschwindigkeiten wieder ausgeworfen. Möchte man keine Beschädigungen am Schweller des Fahrzeugs, empfiehlt es sich, Trittbretter oder Rockslider zu montieren.

Kann er nun alles perfekt? Nein, kann er nicht. So wie jeder andere AT-Reifen auch, wie eingangs erwähnt. In der Summe der Eigenschaften erwirbt man mit ihm jedoch einen sehr guten Reifen, der einen durch Dick und Dünn bringt – und auch wieder zurück! Ich hatte noch nie eine Reifenpanne mit dem Goodrich, das gibt einem gerade in Gegenden, wo nicht hinter jeder Ecke eine Reifenwerkstatt zu finden ist, ein gutes Gefühl! Deshalb würde ich ihn wieder kaufen und denke, so viele, die mit diesem Reifen on- und Offroad unterwegs sind, können sich nicht irren! Nebenbei bemerkt, war das Goodrich – Unternehmen auch an der Erfindung einer nicht minder wichtigen Sache beteiligt: dem Reißverschluß. Für uns als Geländewagenfahrer sind jedoch die Reifen wichtiger und da liegt man mit dem KO2 nicht daneben! 

Read 9752 times Last modified on Montag, 17 Dezember 2018 11:02

7 comments

  • Comment Link Heinz Sch. Samstag, 11 Mai 2019 11:56 posted by 0

    MTs kann ich für einen generellen Betrieb definitiv wegen des schlechten Verhaltens bei Nässe und Schnee nicht empfehlen. Auf Sand und Schotter haben sie keinen Vorteil gegenüber ATs. Einzig im Schlamm sind sie mit Blick auf die Selbstreinigung traktionsmäßig den ATs gegenüber leicht im Vorteil. Der Vorteil schwindet, wenn man auch bei Schlammfahrt den Luftdruck senkt - vergleichbar der Sandfahrt - so meine Erfahrungen. Leider gibt es den 255 85R16 nur mit MT Profil, sonst wäre das meine bevorzugte Dimension.

    Report
  • Comment Link Stefan Montag, 25 Februar 2019 21:35 posted by 7272

    tach auch,
    also ich fahre jetzt diesen Reifen auch, auf meinen Ford f150 mit der Größe ( 315/70R17) und bin soweit zufrieden , vorher hatte ich den 35x12.5 R20 Mastercraft Courser MS drauf, ist kein Vergleich zu den BF Goodrich AT, fahre diesen Reifen mit 2.8 bar, im Gelände geht der druck auf 2,2 bar runder.

    Report
  • Comment Link Olav Freitag, 19 Oktober 2018 14:29 posted by 6661

    Ich fahre den Reifen das erste mal auf einem 4x4, meine vorherigen At`s waren Toyo Open Country, General Grabber AT2; Noname AT, Goodyear Wrangler AT und Pirelli ATR und ein Cooper AT, die Fahrzeuge waren Hyundai Terracan, Kia Sorento, Mitsubishi Pajero, Jeep Grand Cherokee, T4 Syncro und VW Amarok. Ich denke es kommt halt immer darauf an, auf welchem Fahrzeug , in welcher Größe und mit welchem Druck gefahren wird.
    Grundsätzlich das beste Gesamtgefühl hatte ich mit dem Toyo Open Country auf dem Mitsubishi, Sommer wie Winter, der Reifen der den schlechtesten Eindruck gemacht hat, war in meinen Augen der General Grabber AT2 auf dem VW Amarok, dieses Gefühl hatte ich aber vorher nicht als ich diesen Reifen auf dem Jeep Grand Cherokee drauf hatte. Der BFG und dazu muss ich noch sagen ich hab 285/75R16 auf meinem Ranger, hat mich bisher, seit April 2018 und rund 17000km, komplett überzeugt (auf Winter bin ich gespannt, ob er hier besser ist als der Toyo und der hatte nur M+S Kennung), bei Nässe muss man Gefühl walten lassen, aber das ist AT typisch, aber wann war es den Sommer mal nass, bei Trockenheit verhält sich dieser Reifen 1A und auch die Abrollgeräusche und der Spritverbrauch, jetzt kommt wieder die Größe ins Spiel, sind zu vernachlässigen. Bei den Geräuschen hör ich nix und der Verbrauch ist vom Orginalreifen auf diese Größe von durchschnittlich 10.2 Liter auf 11.3 Liter gestiegen.Ich würd ihn, Stand der Dinge jetzt wieder kaufen, aber lassen wir mal den Winter kommen. Viele und das ist ja kein Verbrechen, kaufen sich ja einen AT Reifen nur wegen der Optik und da eine Bitte, belasst es dann auch dann dabei, kauft euch bloß keine MT Reifen, weil die Optik zu Geil ist. Mit einem MT Reifen kann man die Berlin-Breslau fahren, oder irgendwo in der Pampa rumgurken wo im Umkreis von 1000km keine Menschenseele wohnt, Sibieren z.b, aber bitte keine MT`s aufziehen und meinen , bei dem Profil wird der Winter ein leichtes, diese Dinger haben bei Nässe und Schnee zum teil einen Bremsweg, fernab von gut und böse und so etwas kann in unseren Gefilden schnell mal über Tod und Leben entscheiden, ich will kein Moralapostel spielen, aber man liest bei vielen das sie MT`s für das ganze Jahr aufziehen und ich hab da schon ganz dumme Dinge gesehen, die der eine oder andere erst gar nicht sehen will.Aber nochmal, jeder kann ja machen was er will.

    Report
  • Comment Link Michael Schubert Donnerstag, 18 Oktober 2018 22:35 posted by 5877

    Der BF ist meiner Meinung nach viel zu teuer. Der "alte" war besser.
    Bin auf Hankoock umgestiegen. Preis- Leistung paßt perfekt.
    Noch Fragen?

    Report
  • Comment Link Harley Stone Montag, 15 Oktober 2018 16:23 posted by 2261

    Ich habe den General Grabber AT HTP drauf.
    Fazit : Der ARtikel könnte auch über diesen Reifen geschrieben worden sein.
    Er verbraucht aber im SChnitt 1,5 bis 2 Liter weniger auf 100 KM, Erfahrungswerte von 2 Fahrzeugen.
    Generell ist zu sagen : Lieber eine 17" Felge als 18" - weil - die reifen sind billiger und die Auswahl größer.

    Report
  • Comment Link Redneck Sonntag, 14 Oktober 2018 19:48 posted by 102

    Servus Speedfreak!

    Nun, bei den Reifendrücken für den Goodrich sind die Meinungen wohl genauso auseinandergehend wie beim Reifen selbst.... Kommt natürlich immer aufs Fahrzeuggewicht an oder /und auf die Zuladung. Mit vollem Expeditionsequipment braucht er schon ein wenig mehr Druck!

    Ich bin ihn bis jetzt immer zwischen 2,6 und 2,7 Bar gefahren, er hat sich nicht einseitig abgefahren, also liegt man damit wohl richtig. Gibt auch welche, die mehr als 3 Bar Luftdruck fahren! Ich persönlich halte das für zu viel, aber wenn jemand damit gute Erfahrungen gemacht hat, warum nicht? Die 2,6 Bar sind nur eine Empfehlung. :-)

    Gruß, Jürgen

    Report
  • Comment Link speedfreak Freitag, 12 Oktober 2018 12:01 posted by 0

    Danke für dein Feedback Redneck,

    da ich auch scon seit knapp drei Jahren von diesem Reifen begeistert bin, würden mich noch deine Reifendrücke interessieren? Fährst du immer Sommer höheren Druck als im Winter? Wie hoch ist der Druck generell in deinen Reifen?

    Gruß

    Speedfreak

    Report