Kardanwelle gebrochen

Vorgestern erlebte ich mit meinem X350d eine böse Überraschung. Zu fortgeschrittener Stunde brachte ich einen Freund nach Hause. Er zeigte mir eine etwa 50% Steigung mit nassen Gras, und meinte dass sein Mahindra Jeep (Lizenz CJ3 mit Peugeot Diesel) problemlos raufkäme. Natürlich wollte ich zeigen, dass das mein PU auch könne. Die Steigung war mit nassen mittellangenGras bedeckt. Also 4L plus Diffsperre hinten eingelegt und los. Der erste Versuch scheiterte, eh klar die Bridgestone HP Dueller sind sicher nicht ideal abseits der Straße. Zweiter Versuch: Ergebnis: das Auto begann wild zu springen und scheiterte. Auf der Straße zurück fehlte jeder Vortrieb und ein hässliches Geräusch drang aus dem Unterboden. Ich stellte das Auto ab, die paar Meter in die rettende Parkbucht gingen nur mehr in 4L oder 4H. Allerdings funktionierte das Service vorbildlich. Noch am Vormittag kam ein Leihwagen und wurde mein maroder X350d abtransportiert. Ein Anruf am frühen Nachmittag vom Chef persönlich beinhaltete die Nachricht dass die vordere Kardanwelle abgerissen sei.
Ich bin entsetzt dass eine simple Steigung die Kardanwelle derart überfordert. Noch dazu der Untergrund klitschnass und schlüpfrig war. Dass man mit den Sperren auf festen Untergrund Wellen knacken kann, ist klar. Aber so ein Schaden auf einer simplen Steigung überrascht einigermaßen. Ein geländegängiger Pickup sollte robuster gebaut sein.

Erst mal: Mein Beileid für diesen Schaden.

Du schreibst: " Zweiter Versuch: Ergebnis: das Auto begann wild zu springen und scheiterte"

Das wilde Springen in Verbindung mit den völlig untauglichen Reifen kann die Ursache sein. Wildes Springen passiert eigentlich nur bei ausreichend Geschwindigkeit. Bei mäßigem Tempo wäre es eigentlich nur ein Hüpfen oder leichtes Hopsen.
Wenn in der Wiese auch noch Gräben, Rillen, Löcher, Steine sind, hüpft es natürlich noch viel eher.

Wenn die Steigung im 2. Versuch mit Anlauf und hohem Tempo "besiegt" werden soll, die hinteren Reifen die Traktion verlieren, du weiter reichlich Gas gibst, das Fahrzeug vorne hochspringt, auch dort den Bodenkontakt und damit die Traktion verliert, kann sich die Drehzahl der Räder stark erhöhen. Wenn dann das Fahrzeug am Ende des Sprungs wieder auf den Boden knallt, werden die Räder plötzlich schlagartig abgebremst, während das Getriebe weiter ein hohes Drehmoment bei hohen Drehzahlen liefert. Das kann die beste Kardanwelle überlasten, so dass sie bricht. Das liegt dann nicht am Pickup und seinem Hersteller, sondern am Fahrer, der sein Fahrzeug über die technischen Grenzen hinaus überlastet hat.
Auch mit permanentem Allrad hat ein Pickup eine sehr ungünstige Lastvertelung. Die elektronischen Helfer sind nicht für Ausritte auf Äcker und nasse Bergwiesen optimiert, sondern auf feste Straßen und Pisten. Je nach Modell werden sie in 4l mehr oder weniger deaktiviert.

Steigung und nasses, mittellanges Gras in Verbindung mit Hochgeschwindigkeits-Straßenreifen sind kein gutes Terrain für einen Pickup, schon gar nicht, um zu beweisen, dass er miteinem heavy duty 4x4 mithalten kann.

Der Mahindra ist so ein HD 4x4, der ist auf Fahren im Gelände optimiert und hat vermutlich auch ein MT Reifenprofil. Die Wellen und Lager sind sehr massiv, das Drehmoment des Motors im Vergleich zum X350 lächerlich. Der wird auf der gleichen Steigung auf einer Wiese kaum solche großen Sprünge machen, so schnell kann der gar nicht und der kommt auch nicht nur mit Anlauf und hoher Geschwindigkeit die Steigung hoch sondern tuckert gemächlich nach oben.

Bernhard

Moin.

Ist es tatsächlich die vordere Kardanwelle, also die etwa armdicke Welle, die vom Zwischengetriebe zum Diff. der Vorderachse geht oder ist es doch er eine Gelenkwelle, die in der Vorderachse läuft?
Weil der Bruch ist ja Standard bei abhebenden Vorderrädern...

Auf nasser Wiese - ist diese noch so stei - bekommt man keinen Gewaltbruch hin. Zumindest nicht, wenn man es langsam angehen lässt wie mit einem Mahindra


Gruß Stefan

Warum bist du eigentlich in 4L gefahren?
Damit schickst du mehr als die doppelte Kraft an die Wellen/Räder wie bei 4H.
4L ist eher zum Langsamfahren gedacht. Ich nehme 4L nur, wenn mir 4H nicht langsam genug ist. Bei losem Untergrund habe ich in 4H genügend Kraft um die Räder durchzudrehen und mehr Kraft brauchts nicht.

Danke für die Antworten.
Ich fuhr in 4L weil sich nur so die hintere Diffsperre einschalten lässt.
Das Hüpfen war meiner Ansicht nach eher eine Folge des Kadarnwellenbruches, ja es war die vordere Kardanwelle. Gestern durfte ich sie in der Werkstätte bewundern. Sie riss auf der Diffseite ab. Der Mechaniker fragte mich ob vorher schon was zu hören war. Ja, bei Lastwechsel hörte ich bei niedrigen Tempo ein leichtes Schlagen. Er meinte dass normalerweise die Welle so eine Fahrt aushalten müsse, sie aber vorgeschädigt gewesen sei. Da das Auto noch in Garantie ist, erwachsen mir Mercedes sei Dank keine Kosten.
Ja, die Reifen sind im Gelände großer Mist und noch dazu bis zur Verschleissgrenze abgefahren. Da ich aber 40.000km zu 95% auf der Straße fahre, wären selbst AT Reifen ein wirtschaftlicher Reinfall wegen der höheren Treibstoffkosten. Richtig vermutet: der Mahindra hat neue MT Reifen.
Am Ende der Steigung befindet sich ein asphaltierter Weg. Es kann sein, dass die Vorderräder plötzlich Grip bekommen haben, und durch den plötzlich anwachsenden Widerstand das Torsionsmoment für die Kardanwelle zu hoch war. Es Dir richtig, ich fuhr mit Schwung und ordentlich Gas in M2 hinauf.
Mein offroadtraining machte ich auf trockenen Untergrund mit Winterreifen, die laut Instruktor besser als die Sommerreifen, wenn auch nicht optimal sind. Eigentlich bräuchte man 3 Reifensätze, aber das ist eine andere Geschichte.
Schönen Tag noch!

Moin.
Danke für die ehrliche Rückmeldung. Ist ja auch nicht selbstverständlich bei so einem unangenehmen Thema.
Aber da die Garantie das übernimmt, kann man das ja entspannt sehen.

Danke für die Info.
Mit der problemlosen Übernahme als Garantiefall wird dann ja alles wieder gut. Das Ersatzteil ist kurzfristig verfügbar, das ist auch nicht mehr bei jedem Hersteller selbstverständlich, wie man öfter liest.

Bernhard