Donnerstag, 30 Juni 2022 11:44

Toyota Hilux Umbau

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Irgendwann im Leben hat mein „sein“ Autokonzept ja mal gefunden – „seine“ Automarke zu finden, dauert manchmal etwas länger. Nach zwei älteren Hiluxen habe ich nun zweieinhalb Jahre mit zwei Rangern hinter mir, leider beide nicht so, wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte – doch das ist eine andere Geschichte.

Nach der Rückgabe es zweiten Rangers war klar, dass den nächsten Pickup ein anderes Markenemblem zieren würde. Nach Probefahrten mit einigen neuen Modellen für diverse Berichte war ich eigentlich vom 2.8 Liter Hilux am meisten angetan. Problem nur wie bei momentan eigentlich allen Marken ist die Verfügbarkeit! Über 1 Jahr – mittlerweile ist es sogar noch länger – war mir definitiv zu lang! Der Wechsel sollte schon zeitnah erfolgen, so lange auf einen Pickup zu warten, heißt, Touren und Urlaube zu verschieben, nicht mein Ding.

Toyota HiluxAber manchmal kommt einem einfach ein Zufall zu Hilfe. Bei einem Telefonat mit Andi Hurter von Hurter-Offroad, der mir ja schon drei Pickups vorher umgebaut hatte, erzählte ich ihm von meinem Pech mit Ford und er meinte, er hätte was für mich! Einen Toyota Hilux 2.8 Comfort, XtraCab in grau mit Automatik. Eigentlich das, was ich mir auch konfiguriert hätte. Der Wagen sollte sein Messefahrzeug in Bad Kissingen werden, danach könnte ich ihn haben. Angebot machen lassen, kurz überlegt und zugesagt! Der Umbau des zukünftigen wurde mit Andi Hurter abgestimmt, wie der fertige Hilux dann letztlich aussehen würde, war ein Überraschungsei.

 

3Die Übergabe nach der Messe klappte problemlos, die genaue Story würde zu weit führen – es soll ja mehr der Hilux im Vordergrund stehen. Ausgestattet mit ein paar Umbauten ist er optisch schon mal sehr schick geworden, einzig der Schnorchel fehlte am Anfang noch – die Lieferschwierigkeiten momentan betreffen eben auch die Zubehörindustrie. Ansonsten hat er ein Ironman-Fahrwerk bekommen, dazu einen kleinen Bodylift mit 3 cm. Somit ist genügend Platz für die 285/70 R 17er Reifen, die auf den nagelneuen Hurter-Felgen aufgezogen sind, die es bei Andi seit Kurzem gibt und die auf meinem Hilux quasi eine Premiere sind. Mit der Messe-Folierung fahre ich gern Werbung.

Toyota Hilux UmbauDa ich auch diesen Hilux auf Touren wieder als rollendes Hotelzimmer nutzen werde, bekam der XtraCab wieder ein Hardtop, und da ich mit ARB immer gute Erfahrungen gemacht habe, wurde es eben wieder so eins. Eine Adapterplatte legt die AHK etwas tiefer – schön ist was anderes, aber leider nötig, bedingt durch die Höherlegung. Vielleicht gibt es da mal etwas optisch gefälligeres, im Gelände ist die Platte doch sehr hinderlich, da sollte man sie abschrauben. Alle Chromteile wie Kühlergrill, Türgriffe, Heckklappengriff und Hilux-Schriftzug wurden schwarz lackiert, was auf jeden Fall gefälliger aussieht als das Chrom. Die Ladefläche ist mit einer neuartigen Gummibeschichtung versehen, sehr robust und gleichzeitig ein guter Rostschutz, eine Laderaumwanne ist nicht mehr erforderlich. Noch eine robuste Antirutschmatte draufgelegt und die Ladung ist auch gut gegen Verrutschen geschützt.

Toyota Hilux UnterbodenversiegelungFür die Hohlräume und den Unterboden habe ich mich für eine komplette Mike-Sanders-Behandlung entschieden. Dieses Fett hat speziell in Oldtimer-Kreisen einen guten Namen und ich kenne auch viele Pickupfahrer, die zu einer Mike-Sanders-Behandlung gegriffen haben.

Als die 2.8 Liter – Maschine letzten Winter zu den Händlern kam, konnte ich einen Vorführwagen mit der Top-Ausstattung „Invincible“ zusammen mit einem Vereinskameraden Probe fahren und wir waren eigentlich gleich sehr angetan von diesem Motor. Jahre vorher bin ich auch mal den immer noch erhältlichen 2.4 Liter probegefahren – sicherlich keine lahme Ente, aber speziell bei Umrüstung auf größere Räder dann doch ein wenig leistungsarm. Dieser hat mittlerweile auch mehr Leistung bekommen und ist in der Basis-Version des Hilux immer noch die einzig erhältliche Motorisierung. Ab der Ausstattungslinie „Comfort“ kann man zwischen beiden Motoren wählen. Da ich nicht auf volle Hütte bestehe und auch mit weniger Schnickschnack gut zurechtkomme (eigentlich besser), bin ich froh, am Steuer eines „Comfort“ zu sitzen!

Toyota Hilux InnenausstattungComfort heißt mittlerweile bei Toyota nicht, dass man die Fenster per Hand kurbeln muss. Auch diese Ausstattung hat eigentlich alles an Bord, was man braucht, dazu noch einige elektronische Helferlein, die eben mittlerweile Standard und vorgeschrieben sind. Wer elektrisch verstellbare Ledersitze, mehr Elektronik und mehr Entertainment haben möchte, der nimmt dann eben den „Executive“ oder das Top-Modell, den „Invincible“. Die einfachste Version, der „Duty“, ist speziell für Handwerker auch als Single-Cab bestellbar.

 

11Gleich eine Woche nach Empfang des neuen Pickups konnte er auf einem Hüttenurlaub in die Berge Österreichs beweisen, was in ihm steckt. Man neigt ja dazu, ein neues Fahrzeug mit dem vorher gefahrenen zu vergleichen. In der Tat kann man den 3.2 Liter Ranger ganz gut mit dem 2.8 Liter Hilux vergleichen: 3.2 Liter zu 2.8 Liter Hubraum, 200 zu 204 PS, beide 6-Gang-Automatik und beide mit identischer Bereifung gefahren. Der eine 5, der andere 4 Zylinder. Im Fazit würde ich sagen, beide Kandidaten liegen nahezu gleichauf, was die Fahrleistungen angeht. So mal vom direkten Umstieg her gesehen und ohne auf irgendwelche Papierdaten zu schauen.

 

Toyota Hilux LadeflächenbeschichtungBedingt durch die Beschichtung ist die Ladefläche sogar geringfügig größer als mit einer herkömmlichen Laderaumwanne – keine Welt, aber doch spürbar, so dass wir unser Equipment für eine Woche Hüttenurlaub locker untergebracht haben. Auf dem Weg dorthin hatten wir Gelegenheit, uns mit dem neuen Pickup zu befassen. Die Stoffsitze sind auch auf längeren Strecken bequem, manuell höhenverstellbar und bieten einen gewissen Seitenhalt. Auch hinter dem Lenkrad findet man schnell eine passende Position, da das Lenkrad nicht nur höhenverstellbar, sondern auch axial verstellbar ist. Der zentrale Touchscreen-Bildschirm wirkt nun nicht mehr so aufgesetzt wie im Vorgänger-Modell, mit den einzelnen Funktionen hat man sich schnell vertraut gemacht. Heizung und Lüftung funktioniert mit Dreh- und Druckschaltern, auch das ist irgendwie selbsterklärend und bedarf keines Blickes in die Bedienungsanleitung. Bluetooth oder USB-Anschluss ist in jedem Fall an Bord, das einzige, was einer leichten Gewöhnung bedarf, ist die Einstellung des Navigationssystems. Im Display zwischen Tachometer und Drehzahlmesser kann man sich verschiedene Einstellungen zeigen lassen. Bei Tempo 120-130 cruist man mit einer erfreulich niedrigen Drehzahl dahin, ruft man die 204 Pferde mal ab, schaltet er nicht zu hektisch zurück, insgesamt im Solobetrieb sehr angenehm.

12Natürlich haben wir auch einige Ausflüge in die Berge unternommen. Der Lenkeinschlag ist enger als der des Rangers, das macht ihn handlicher. Dafür ist die Lenkung selbst aber schwergängiger, das lässt ihn insgesamt in schnell wechselnden Kurven etwas schwerfälliger wirken. Einfach einen Tick mehr LKW als der Ranger. Man gewöhnt sich aber schnell daran. Auf Bergstraßen hinauf auf über 2000 m reicht die Leistung trotz der hohen Reifen mehr als aus, der Hilux wirkt nie, als wäre er untermotorisiert. Fordert man die Leistung ab, geht es zügig voran. Noch dazu hat man die Möglichkeit, das Automatikgetriebe sowohl im Handschaltmodus als auch im Power-Modus zu fahren – deswegen sitzt man nicht in einem Sportwagen, aber die Schaltpunkte sind anders gewählt, er wirkt dadurch spritziger.

10Steile Straßen abwärts schaltet man am besten in den Handschaltmodus und fährt entweder im dritten oder zweiten Gang bergab. Ein Bremseneingriff ist dann seltener notwendig. Wer Zeit hat, kann auch im „Eco-Modus“ fahren, spart Diesel. Auf der teilweise verschneiten Straße hinauf auf die Postalm war gleich mal eine gute Gelegenheit, den Allradantrieb zu testen. Der brauchte beim ersten Mal einige hundert Meter, bis er eingerückt war, zurück in 2H ging das schneller. War aber wohl nur, weil es das erste Mal war, schon das zweite Mal ging das wesentlich schneller vonstatten! Die letzten paar hundert Meter zu unserer Hütte waren sehr steil. Auch da zieht er locker hoch, ohne in ein Loch zu fallen.

15Der Hilux hat nun eine Anzeige für die Dieselpartikelfilter-Regeneration. Eine tolle Sache, denn bei anderen Herstellern kriegt man das nur durch einen verbrannten Geruch oder leicht erhöhte Drehzahl mit. Hier wird einem im Cockpit eine Anzeige mit Balken eingeblendet, die sich reduzieren, bis die Regeneration abgeschlossen ist. Speziell, wenn man öfter auch mal Kurzstrecken zurücklegen muss, eine tolle Sache! Erstaunt war ich jedoch von der Häufigkeit der Regeneration, die im Durchschnitt alle 200 km erfolgt! Kannte ich vom Ford her so nicht. Unterbricht man die Regeneration, dann startet diese relativ früh bei der nächsten Fahrt und macht da weiter, wo sie aufgehört hat – dazu scheint keine vorherige längere Fahrt nötig zu sein, um auf volle Betriebstemperatur zu kommen! Mittels eines Schalters kann man die Regeration auch manuell beginnen lassen.

13Zurück aus Österreich, war inzwischen auch der Schnorchel bei Hurter-Offroad angekommen. Grund genug, den nächsten Roadtrip nach Leutkirch ins Allgäu zu unternehmen! Während wir mit Andi und Isabelle Hurter gemütlich beim Frühstück saßen, haben die Jungs in der Werkstatt den Bravo-Schnorchel angebaut, mit mittlerweile viel Erfahrung eine Sache auf nicht mal zwei Stunden. Das Ansauggeräusch des Schnorchels war beim Fünfzylinder – Ranger etwas besser, aber auch beim Hilux ist es schon zu vernehmen!

Eigentlich sollte uns der Toyota nun wieder die nächsten Jahre durch Dick und Dünn begleiten, was ich auch hoffe. Er ist auf jeden Fall ein mindestens ebenbürtiger Ersatz für die beiden Ranger, Toyota hat auch bei der 8. Generation des Hilux ein gutes Image in der Szene mit wenig Problemen, so dass ich doch denke, mit dem mittlerweile 3. Hilux auf diversen Treffen oder Urlaubstouren gut gerüstet unterwegs zu sein! 

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