Samstag, 01 November 2025 15:44

Was ist das Besondere am Dodge RAM?

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Seit Jahrzehnten dominieren Ford mit der F-Serie und General Motors mit dem Chevrolet Silverado und dem GMC Sierra die Verkaufsstatistiken für Full-Size-Pickups in Nordamerika. In diesem Titanenkampf hat sich RAM, ehemals als Dodge RAM bekannt, eine bemerkenswerte Position erarbeitet. Man hat sich nicht damit begnügt, nur ein weiterer Mitbewerber zu sein. Stattdessen hat RAM die Spielregeln in entscheidenden Bereichen neu definiert. Doch was genau macht einen RAM Pickup so besonders im Vergleich zu seiner etablierten Konkurrenz? Es ist eine Kombination aus bewusster Abkehr von Konventionen, einem klaren Fokus auf den Insassenkomfort und der Beibehaltung einer unverwechselbaren, kraftvollen Identität.

Die Revolution im Innenraum: Ein Hauch von Luxuslimousine

Will man einen Dodge RAM kaufen und steigt in einen modernen RAM 1500 in einer höheren Ausstattungslinie wie den Laramie, Longhorn oder Limited, vergisst man schnell, dass man in einem Nutzfahrzeug sitzt. Hier gelang RAM der vielleicht größte Coup. Während Konkurrenten zwar ebenfalls hochwertige Kabinen anbieten, setzte RAM neue Maßstäbe bei Materialanmutung und Detailverliebtheit. Wo bei anderen oft noch harter Kunststoff dominiert, findet man bei RAM offenporiges Echtholz, aufwendige Ziernähte und Applikationen aus gebürstetem Metall.

Das Kabinendesign ist eher an Premium-SUVs als an traditionelle Arbeitstiere angelehnt. Ein zentrales Element ist das Uconnect-Infotainmentsystem. Mit der Einführung des vertikal ausgerichteten 12-Zoll-Touchscreens setzte RAM einen Trend. Die intuitive Bedienbarkeit und die Fülle an Funktionen, gepaart mit einer exzellenten Geräuschdämmung, schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und des Luxus, die man in dieser Klasse lange Zeit für unmöglich hielt.

Technischer Vorsprung: Das Geheimnis der sanften Fahrt

Das vielleicht signifikanteste technische Alleinstellungsmerkmal des RAM 1500 (der gängigsten Variante) findet sich an der Hinterachse. Fast alle Konkurrenten setzten über Jahrzehnte stur auf traditionelle Blattfedern. Diese sind robust, günstig in der Herstellung und ideal für maximale Zuladung. Ihr Nachteil ist jedoch ein oft unkomfortables Fahrverhalten, wenn der Pickup unbeladen ist – ein typisches "Springen" oder "Poltern" auf schlechten Straßen.

RAM ging einen anderen Weg und verbaut stattdessen eine Mehrlenker-Hinterachse mit Schraubenfedern. Diese Konstruktion, die man sonst eher bei Pkw oder SUVs findet, erlaubt eine präzisere Radführung und ein deutlich sensibleres Ansprechverhalten der Federung. Das Ergebnis ist ein Fahrkomfort, der dem einer Limousine nahekommt, ohne die Fähigkeiten als Zugfahrzeug zu beeinträchtigen. Optional treibt RAM diesen Komfort mit der "Active-Level Four-Corner"-Luftfederung auf die Spitze. Dieses System hält das Fahrzeug nicht nur unter Last gerade, sondern senkt es auch bei höheren Geschwindigkeiten zur Verbesserung der Aerodynamik ab oder hebt es für mehr Bodenfreiheit im Gelände an.

Das Herzstück: Der Mythos HEMI

Ein RAM ist für viele untrennbar mit einem bestimmten Motorengeräusch verbunden: dem tiefen Grollen des 5,7-Liter-HEMI-V8. Über Jahre war dieser Motor das Markenzeichen und ein Hauptkaufgrund. Der HEMI, dessen Name sich von den hemisphärischen (halbkugelförmigen) Brennräumen ableitet, ist ein Stück amerikanische Automobilgeschichte. Er liefert nicht nur brachiale Kraft und ein sattes Drehmoment, sondern auch ein emotionales Fahrerlebnis, das Enthusiasten schätzen.

An der Spitze dieser Philosophie stand der RAM 1500 TRX. Mit einem 6,2-Liter-Kompressor-V8 aus dem Hause SRT (bekannt als "Hellcat"-Motor) und über 700 PS war der TRX eine direkte Kampfansage an den Ford F-150 Raptor und der Inbegriff des "Über-Pickups". Auch wenn die Ära des V8 im 1500er-Modell nun endet und durch den neuen, effizienteren 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Biturbo namens "Hurricane" ersetzt wird, bleibt die DNA der Marke auf Leistung getrimmt.

Zwischen aggressivem Auftritt und cleveren Detaillösungen

Das Design eines RAM ist selten unauffällig. Besonders die Frontpartie mit dem massiven Kühlergrill, der je nach Ausstattungslinie variiert, strahlt pures Selbstbewusstsein aus. Es ist ein Auftritt, der im Rückspiegel Präsenz zeigt und die "Big Rig"-Ästhetik (angelehnt an große US-Lkws) zitiert.

Neben der imposanten Optik sind es aber auch durchdachte Details, die den RAM von anderen abheben. Das prominenteste Beispiel ist das "RamBox Cargo Management System". Dabei handelt es sich um abschließbare, beleuchtete und sogar mit Abflüssen versehene Staufächer, die direkt in die Seitenwände der Ladefläche integriert sind. Dieses System bietet sicheren Stauraum für Werkzeug oder Einkäufe, ohne die eigentliche Ladefläche zu blockieren – ein Detail, das die Konkurrenz in dieser Form nicht bietet. Hinzu kommt die optional erhältliche, multifunktionale Heckklappe, die sich nicht nur traditionell nach unten klappen, sondern auch wie zwei Scheunentore seitlich öffnen lässt.

Der RAM hat seine Nische gefunden, indem er die Grenzen dessen, was ein Pickup sein kann, verschoben hat. Er bewies, dass ein robustes Arbeitstier gleichzeitig ein luxuriöser, komfortabler und technologisch fortschrittlicher Begleiter für den Alltag sein kann. Es ist diese gelungene Synthese aus roher Kraft und kultivierter Finesse, die seinen besonderen Platz im Pickup-Universum zementiert.

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